Die Cebit ruft,
und alle, alle folgen
Die so genannten "äußeren Zwänge" müssen ihren Ursprung auf der Cebit haben: Jeder, der auch nur im Entferntesten mit der IT-Branche in Berührung kommt, muss dort sein. Andernfalls droht ihm das Prädikat "Digitaler Scheintoter" oder "Wandelnder Abakus". Einigermaßen verwunderlich, denn im Grunde geht es auf diesem High-Tech-Event nur um eines: Wer hat die meisten Visitenkarten, sprich "Neukontakte" vorzuweisen?
Dagegen kostet ein Small-Talk einfach zu viel Zeit. Und so wird jeder gleich einem reißenden Wildbach durch die Gänge gespült - ob er will oder nicht. Ans Ufer zu kommen ist schwierig. Gegen den Strom schwimmen ganz und gar unmöglich. Jeder sehnt sich das ferne Arkadien herbei. Wünscht sich außerdem: Ach, würde ich nur Kilometergeld anstatt Gehalt bekommen. Trotzdem: "Money makes the world go round!"
Nicht ganz uneigennützig muss ich gestehen, dass ich kleinere Fachmessen oder Hausmessen liebe. Mein Deo versagt nicht, und ich kann neue Schuhe anziehen, ohne Gefahr zu laufen, mir Blasen zu holen. Ich habe es gerne, mich nach einem kurzen Warm-Up, intensiv und in angenehmer Atmosphäre über Gott und Welt, über die IT-Branche im Allgemeinen und die neusten Produkte im Besonderen zu unterhalten. Ich höre gerne zu und rede gerne.
Ja, ja, ich weiß: Der hat leicht reden! Der ist kein Hersteller und auch kein Händler. Angesichts der Minimargen bekommt der auch keinen Herzkasper. Aber glauben Sie mir, auch mein Job hängt davon ab. Schließlich muss ich wissen, was es Neues gibt, wenn ich darüber schreiben soll.
Übrigens, wussten Sie schon, dass der Begriff "Visitenkarte" ziemlich viel mit "visitieren" zu tun hat, aus dem Lateinisch-Französischen kommt und "etwas durchsuchen" heißt? Haben Sie schon einmal versucht, ohne Hektik die Cebit zu "durchsuchen"?
aus: ComputerResellerNews, CMP-Weka,
Nr. 9/98, Seite 5
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