ComputerPartner-Test:
Jüngstes Wunder im Grafikkartenmarkt; Spiel- und Video-Vollgas mit ATI

Oberhaching: "Oh, ein Wunder", stießen die Entwickler von ATI ehrfürchtig aus, als sie ihr Werk begutachteten. Dem aber nicht genug. Voller Stolz setzten sie noch einen drauf und gaben der AGP-Grafikkarte den Namen "All-in-Wonder 128". Es kann aber auch ganz anders gewesen sein. Jedenfalls ist ComputerPartner immer für technische Wunderwerke zu haben. Und schaute sich daher die AIW 128 genauer an.

In einem schlichten Karton ohne Umverpackung landete die AIW 128 in der ComputerPartner-Redaktion. Grund für das schmucklose Aussehen der Schachtel war aber nicht kalkuliertes Understatement der Marketingabteilung von ATI, sondern die Tatsache, dass kurz vor der Markeinführung das Produkt selbst wichtiger ist als die Umverpackung. Aber ATI und die Druckerei werden es bis zum Startschuss Mitte Juni schon noch hinkriegen.

Was sich in dem stabilen Pappkarton befindet, kann sich sehen lassen: eine AGP2x-Single-Slot-Lösung auf der Basis des Rage-128-Chips, die sich für Video-, TV-, Teletext- sowie für die DVD-Wiedergabe eignet. Das Schmankerl für Videofreaks: Die 16-MB-Karte ermöglicht Mpeg-2-Aufzeichnungen in Echtzeit. Die entsprechenden Kabel samt SCART-Adapter für die diversen Multimediafunktionen der Karte liegen bei. Zwei dünne, achtsprachige Broschüren beschreiben zum einen kurz die Installation der Karte und zum anderen den Umgang mit den TV- und Videofunktionen. Ein Hilfe-Register ist auf der Installations-CD-ROM. Für die Software wird es kein dickes Handbuch, sondern nur eine kleine, ebenfalls mehrsprachige Broschüre geben.

Die technischen Highlights der AIW für Windows 95/98 und NT 4.0 ab Servicepack 3 kommen aber nicht ohne ein dickes "Aber" aus. Der dickste Brocken für den Endkunden ist der empfohlene Verkaufspreis von 499 Mark. Zudem läuft die Karte erst ab einem Pentium III mit 450 MHz so richtig zur Mpeg-2-Aufnahmehöchstform auf. Noch dieses Jahr will ATI ein entsprechendes Videoschnittsystem auf den Markt bringen.

Handarbeit

Wer es ohne Probleme schafft, einen Netzstecker in eine


Steckdose zustecken, der hat mit dem Einbau der AIW auch keine Probleme. Etwas schwieriger wird es bei den Anschlusskabeln. Immerhin gehören fünf Stück sowie ein Adapter zum Lieferumfang der Karte. Aber nach einem kurzen Blick in Installationsbroschüre ist auch das erledigt. Trotzdem sei jedem Händler empfohlen, seine Kunden darauf hinzuweisen, dass sie sich dennoch die Installationshinweise genau durchlesen sollten. So können beispielsweise unter NT Probleme auftreten, wenn das System keine 640x480-VGA-Treiber verwendet. Die Software ist ebenfalls im Handumdrehen installiert. Wie die meisten Anwender, so wollte auch ComputerPartner zuallererst wissen, wie schnell und wie gut sich mit der AIW fernsehen lässt. Zumal just zu diesem Zeitpunkt das Champions-League-Finale Bayern - Manchester angesagt war. In der Regel erfordert die Suche nach dem Antennen- oder Kabelanschluss den größten Zeitaufwand. Über das Multimedia-Center sind in wenigen Sekunden die Parameter wie beispielsweise Bildgröße oder die Empfangsnorm PAL eingestellt. Für das Haar in der Suppe war die Audio-Ausgabe zuständig, denn sie funktionierte nicht auf Anhieb, da sie ständig die Standardeinstellungen veränderte. Aber pünktlich zum Anpfiff lief die Karte einwandfrei.

Analog dazu gestaltete sich das Handling mit den Features "Audio-CD", DVD-Player", "Video-Editor" und "Video-CD". Alles funktionierte nach den entsprechenden Einstellungen tadellos. Allerdings dürfte sich der eine oder andere User an dem gewöhnungsbedürftigen Layout der Dialogfenster stoßen.

Nicht das Gelbe vom Ei

Ohne Benchmarks und mit bloßem Auge ist die Leistungsfähigkeit der Karte bei 3D-Spielen zu erkennen. Im Vergleich zu Grafikkarten des mittleren Preissegments, die dennoch eine akzeptable Leistung bringen, läuft die Karte auf einem 400er PIII absolut flüssig. Der direkte Händlersupport kann mit den technischen Highlights der All-in-Wonder 128 nicht mithalten. Das Unternehmen bietet zwar kostenlose Broschüren, eine Hotline und unter Umständen eine finanzielle Unterstützung bei Werbeaktionen an, aber ansonsten müssen sich die Fachhändler ihre ATI-Streicheleinheiten von den Distributoren holen, mit denen ATI kooperiert. Dann kann der Einzelhändler auch in den Genuss von Schulungen und Testgeräten kommen. ATI zieht sich also geschickt aus der Affäre und überlässt die Betreuung der Händler größtenteils den Distributoren.

aus: ComputerPartner, IDG,
         Ausgabe 22/1997, Seite 34



  



   

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