Frauen im Internet: Netz der Frauen
Im Supermarkt ist die Gunst der Frauen von Marketing, Betriebswirtschaft und Psychologie heiß begehrt. Frauenspezifische Werbekampagnen, Produktentwicklungen und Services gehören dort längst zum Standardrepertoire unserer Wirtschaft. Anders im jungen Medium Internet. Dort sind bislang allenfalls erste zaghafte Schritte in Richtung Geschlechterspezifizierung zu bemerken.
Das Internet? Das ist ein Männermedium. So denken bis heue die meisten Anbieter. Frauen finden sich dort höchstens in Form von Blondinenwitze dieser Art wieder: Warum sind auf den Monitoren von Blondinen Fußabdrücke? Sie haben versucht, ins Internet einzusteigen.
Doch das war einmal. Angesichts der jüngsten Internetstudien dürfte die Online-Machos der Schlag treffen: Der Anteil der Frauen, die ins Netz kommen, nimmt rasant zu. Je nach Umfrage beträgt der Frauenanteil unter den acht bis zwölf Millionen deutschen Usern zwischen 23 und 30 Prozent. Tendenz stark steigend. Vergleicht man diese Zahlen mit anderen Daten, drängt sich eine Frage förmlich auf: Warum werden Frauen nirgends gezielt angesprochen?
Marktforschungsinstitute erwarten in diesem Jahr in Deutschland E-Commerce-Umsätze in Höhe von rund drei Milliarden Mark. Zwischen 28 und 57 Prozent der Nutzer haben inzwischen mindestens einmal online eingekauft. Tendenz stark steigend. Die Online-Frauen bringen Bewegung in die Statistiken der Meinungsforscher. Doch auf den meisten Internetseiten der meisten Anbieter bewegt sich nichts. Kaum einer versucht, diese viel versprechende Zielgruppe konsequent anzusprechen, um dieses Marktpotenzial für sich zu erschließen.
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Anzahl, Alter, Beruf und Bildungsstand unbekannt, aber es soll sie geben, die Frauen um World Wide Web, tuschelte die verschworene Gemeinschaft der - männlichen - Internet-Pioniere. Vor rund drei Jahren wussten die Meinungsforscher bereits von einem Frauenanteil von vier bis fünf Prozent. Spätestens seit 1998 reißen sich die Demoskopen um die Online-Frauen.
Rund 23,2 Prozent betrage im ersten Halbjahr 1999 der Frauenanteil im Netz, behauptet das Hamburger Meinungsforschungsinstitut Fittgau & Maaß in der aktuellen W3B-Umfrage. Auf 31 Prozent kommen die Nürnberger GfK und die EMS GmbH in der dritten Erhebungswelle des "Online-Monitors". In absoluten Zahlen: Zwischen 2,5 und 3,5 Millionen Frauen tummeln sich deutschlandweit im Netz. Noch einen Schritt weiter gehen die New Yorker Marktforscher von eMarketer: Ihrer Meinung nach dominieren die Frauen den Cyberspace spätestens im Jahr 2002.
Nach wie vor unterscheiden sich die Internet-User von der realen Bevölkerungsstruktur bei Alter, Bildung, Beruf, Geschlecht und Einkommen. Dennoch nähern sich Muster-Userin und Normalverbraucherin zunehmend an.
Einen besonders heißen Draht ins Internet haben die unter 30-jährigen. Während diese Altersgruppe in der Gesamtbevölkerung auf etwa 29 Prozent kommt, sieht sie die GfK-Analyse mit rund 44 Prozent unter den Surfern überrepräsentiert. Fittgau & Maaß stößt ins selbe Horn: "Besonders viele Frauen sind in der Altersgruppe der 14- bis 30-jährigen vertreten. Vor allem Auszubildende und Studentinnen zählen dazu. 57 Prozent von ihnen sind seit zwei Jahren im Netz."
Diese Online-Frauen dürfen sich immer noch zur Bildungselite zählen, denn ...
aus: NETinvestor, Netinvestor-Verlag, Ausgabe 10/1999, Seite 54ff
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