Eine Frage der Etikette
Über was hat sich die Menschheit nicht alles schon Gedanken gemacht: Welche Religion ist die einzig wahre? Wie sicher ist meine Rente? Was ziehe ich heute an? Selbst große Denker wenden sich schulterzuckend ab, wenn sie mit einer dieser Fragen konfrontiert werden.
Ebenfalls seit Jahrhunderten schlägt sich die Menschheit mit der Frage herum, wie man in Gesellschaft möglicht elegant Geflügel zu essen habe. Eine wirklich verbindliche und allgemein anerkannte Antwort steht noch aus - trotz Adolf Freiherr von Knigge (1752-1796) oder dem durchgestylten Tischmanieren-Coach der Neuzeit.
Lord Byron (1788-1824), ein Dichter der englischen Spätromantik, hat eine rigorose Faustregel parat: "Eine Frau sollte niemals beim Essen und Trinken zu sehen sein. Es sei denn bei Hummersalat und Champagner, den einzig wirklich weiblichen und zuträglichen Nahrungsmitteln." Damit wären zumindest die Frauen aus dem Benimmregelschneider, aber mit Frauen ausschließlich Hummersalat zu essen und darauf mit Champagner anzustoßen, wird auf Dauer auch langweilig - zumindest kulinarisch. Und wer weiß, was Lord Byron sonst noch so alles entgangen ist.
Einfach kein Backhendl mehr zu essen, wäre auch nicht der Weisheit letzter Schluss, denn dazu schmeckt es einfach zu gut. Was also tun, um sich bei seinem Gegenüber nicht zu blamieren? Ganz einfach: Den Gastgeber denken lassen: Legt er eines dieser unsäglich stinkenden Erfrischungstücher an den Tellerrand oder stellt ein Schälchen mit Zitronenwasser auf den Tisch, wird mit den Fingern gegessen. In feinen Restaurants stellt sich diese Frage ohnehin nicht, denn dort werden nur Schenkel oder Brust serviert. Und die mit Messer und Gabel zu zerteilen, sollte selbst Grobmotorikern möglich sein.
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Rezepte
Augsburger Zwetschgenhuhn an Schwarzwurzeln und schwäbischen Kräpfle
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