Und das ausgerechnet am Sonntag

Selten ergibt sich für Amateurköche die Gelegenheit, in einer Profiküche mit anspruchsvoller Speisekarte und noch anspruchsvolleren Preisen die Kochlöffel zu schwingen. Doch im Hintergrund lauert nicht nur Wolfram Siebeck, sondern auch die Küchenhilfe Maria, um die Kochkünste der Amateure genauer unter die Lupe zu nehmen.

"Aha, des sans also", zischelt Maria, eine der Küchenhilfen eines renommierten Münchener Hotels, ihrer Kollegin zu. Gleichermaßen interessiert wie argwöhnisch beäugt sie den Aufgalopp der Hobbyköche in ihrer Küche. Vorneweg ein Redakteur der Wochenzeitung, die dieses Wettkochen veranstaltet. Im Schlepptau die acht interessiert umherschauenden Gelegenheitskochlöffelschwinger - zwei Frauen, sechs Männer. Macht insgesamt vier Teams, die sich jetzt mitten in der Küche breit machen und sämtliche Durchgänge blockieren. "Des konn ja heiter
werd´n. Und des a no am Sonntag", sinniert sie mit eher weniger Verständnis vor sich hin. "Wenn die jed´n Tag kocha müsst´n, do dat´ens anders daherschau´n", grummelt Maria und spitzt die Ohren, denn der Redakteur erklärt der versammelten Mannschaft das Procedere des Wettkochens.

Punkt zehn geht es los. Maria schielt heimlich von ihrem Arbeitsplatz aus zu den geschäftig werkelnden Amateuren hinüber. "Ha, jetzt muaß der Chef a amoi was doa", freut sie sich, denn die Hobbyköche scheuchen den Küchenchef im gesamten unterirdischen Küchentrakt herum, weil die bereitgestellten Töpfe, Pfannen und anderen Gerätschaften hinten und vorne nicht reichen. Nach kurzer Zeit kehrt konzentrierte Ruhe ein.

M.J.Meding, W. Siebeck und J. Althammer (v.l.n.r.) beim Fachsimpeln.

Foto:
Thomas Dashuber

Gleich einem Geist steht er dann doch plötzlich da, späht in die Kochtöpfe und wechselt ein paar Worte mit den herumwuselnden Amateurköchen - der Siebeck, der weniger wie ein spitzzüngiger Gourmet denn mehr als Gentleman im Cabrio-Outfit wirkt. Rasch ist er aber auch wieder weg. "Des werd

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scho´ guad sei. Oaner weniger, der ma mei Küch´ durch´anand bringt", brummt Maria leise vor sich hin. Den Hobbyköchen ist es zu diesem Zeitpunkt auch recht, denn in einer Hotelküche geht es nicht nur sehr geschäftig sondern eben auch sehr eng zu.

Drei Stunden lang wird geschnitten, gehackt und gerührt. Doch dann kommt etwas Hektik auf, denn der erste Gang soll serviert werden. Ein Ober steht den Amateuren hilfreich zur zur Seite. Aber der kann halt nur drei Teller und keine fünf tragen. Und zwischen der Küche und dem Esstisch der fünfköpfigen Jury liegt ein langer, langer Gang mit ein paar vertrackten Stufen. Ein Hobbykoch wird da schnell zu einem Katapult mit einem Teller Suppe als Wurfgeschoss. "Naja, san ja a net vom Service", kommentiert Maria verzeihend das etwas hilflose Treiben.

Manfred J. Meding und Johannes Althammer während des Kochwettbewerbs "Ein Menü für Siebeck 2005" in der Küche des Münchener Hotels Kempinski-Vier Jahreszeiten.

Foto: Thomas Dashuber

"Aber ganz so bled, wia i
g´moant hab´, stellen´s sich dann doch net an", so ein erstes Resümme der Küchenhilfe. Vorne ein gemischtes Doppel, bei denen alles lautlos vonstatten geht. "Bled g´laffa. Die ganz´ Zeit mit´m Gesicht vor´m Salamander arbeit´n", bedauert Maria den männlichen Part des Teams. Ihnen gegenüber ein weiteres Paar, das zielstrebig die feinsten Sachen verarbeitet. "Des mechert i amoi in oam Monat verdiena, wos die heit verbrod´n", so Marias Kommentar. Hinten wurschteln zwei Mannsbilder rum. "I moan, bei dene fehlt´s scho´ no bisserl", kritisiert die Küchenhilfe die Arbeitstechnik der beiden. Und dann - hinten im Eck - zwei weitere Mannsbilder. "So wia de arbeit´n, san´s scho´ rechte Hund. Respekt", lobt Maria die beiden.

Nach fünf Stunden ist das Tohuwabohu rum - die Korken knallen. "Endlich sans weg, i
hab´ mei Rua und konn wieder mei Arbeit macha", atmet Maria erleichtert auf.


Wolfram Siebecks Sicht der Dinge finden Sie hier!

Das komplette Menü für den Kochwettbewerb 2005 der Wochenzeitung Die ZEIT finden Sie hier!




  
  
  
  
  
  


   

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